Die letzte Mehrtagestour für dieses Jahr: Bad Bentheim – Bremen – Brandenburg. Eigentlich wollte ich schon im September fahren, aber da grätschte mir Nico mit seinem Wunsch auf ein Bierchen dazwischen und außerdem hatte Stefan, der mich gerne begleiten wollte, erst im Oktober Urlaub. Also Oktober. Wird schon passen dachte ich. Machte mir allerdings etwas Sorgen wegen dem Wetter. Warum auch immer… Regen mag ich doch eigentlich.
Wenige Tage vor dem Start wurde das Wetter dann aber zum kleinsten Problem. Mal wieder brachte Corona alles durcheinander. Hotelübernachtungen waren uns Berlinern plötzlich nicht mehr möglich, da Berlin als Risikogebiet eingestuft wurde. Und das obwohl der Stadtteil in dem ich wohne, weit unter dem Grenzwert lag. Ich plante also mal wieder um. Fragte einen Freund in Bremen, ob wir bei ihm unterkommen könnten. Er sagte zu. Danke Flo. Damit war die Tour gerettet, aber auch fast 200km länger.
Trotzdem wurde die Abfahrt, wie fast immer, etwas komplizierter. Es ging um die Entscheidung, ob ich mit S-Bahn oder Rad zum Ostbahnhof fahren sollte. Denn es gab mein Wetter: Regen. Irgendwie hatte ich aber keine Lust klatschnass im Zug zu sitzen. Ich entschied mich dann aber doch für das Rad. S-Bahn mit dem Rad ist definitiv schlimmer als Regen. Schlussendlich hatte ich dann sogar Glück. Nur „feucht“ von unten. Das putzen des Rades am Vortag war damit quasi umsonst. Aber dafür traf ich meinen Lieblingspanda, der auf dem Weg zur Arbeit war. Was für eine Überraschung.
Am Ostbahnhof erwartete mich Stefan. Wir waren beide gut gelaunt. Schnell noch was zu Essen gekauft und ab zum Zug. Die Bahnfahrt war unkompliziert. Der Zug fast komplett leer. Viel leerer als im letzten Jahr. Am letzten deutschen Halt, wo wir raus wollten, stiegen dann auch alle anderen noch verbliebenen Fahrgäste aus. Corona machte sich deutlich bemerkbar, den ab dem nächsten Halt hätte man einen negativen Test benötigt. Wir wurden von zwei weiteren Radwanderern angesprochen: „Was habt ihr denn vor?“ Stefan war bereits im wortkargen norddeutschen Modus und antwortete kurz: „Bremen“. Auf die Rückfrage wie viele Tage wir denn dafür eingeplant hatten, antwortete ich dann: „Nur einen. Und dann wieder nach Berlin.“ Dialoge so in der Art habe ich schon einige geführt und jedes mal schaut man in die gleichen verdutzten Gesichter. Ich liebe das.
Der geplante Kaffee am Bahnhof fiel leider aus. Bad Bentheim ist nur ein kleiner „Provinzbahnhof“. Zu kaufen gab es dort nichts. Also ging es direkt los. Ich war etwas mürrisch. Der Track führte an einer größeren stark befahrenden Straße entlang. Keine 5 Kilometer und schon hatten wir es mit dem ersten hupenden Autofahrer zu tun, der uns belehren wollte, doch den tollen Gehweg zu nutzen. Dafür hätten wir doch auch in Berlin bleiben können. Aber zum Glück wurde der Track schnell besser. Er führte über kleine Wirtschaftswege. Alle Asphaltiert. Dafür aber alles ziemlich verwinkelt. Das Fahren machte dort aber sehr viel Spaß. Naja bis auf den Wind, der natürlich wieder genau aus der Richtung kam, in die wir uns hauptsächlich bewegten. Bauchwind aussuchen kann ich!
Hunger machte sich breit. Meine vorbereitete Karte zeigte einen Döner-Imbiss in etwa 25 Kilometer Entfernung. Dort wollten wir Pause machen. Kurz vorher sah ich dann allerdings am linken Straßenrand, neben einem Supermarkt: „Fritten-Johnny“. Direkt musste ich an Rafal, den Pommes-Experten, denken. Also hin da. Zu unserer Überraschung war der Laden wohl noch relativ neu und es gab Angebote. Ein Euro pro Portion Pommes und 30 Cent extra für die Soße. Eigentlich geschenkt.
Beim gehen fiel dann durch unseren ausgefüllten Corona-Lauf-Zettel auf, dass wir beide aus Berlin waren. Der Betreiber des Ladens, vielleicht Johnny, keine Ahnung, sprach von der Verbotenen Stadt, wegen der hohen Corona Fallzahlen. Ich zuckte mit den Schultern und sagte, das Corona leider bereits überall sei. Und er erzählte mir dann, das seine Kleinstadt nun auch über die magischen 50 gestiegen war. Ursache: Eine Kremser-Fahrt.
Der Wind wurde stärker. Stefan war zunehmend von den Geräuschen in seinen Ohren genervt. Mir war der Wind mittlerweile völlig egal. Auch wenn ich schlecht gelaunt gewesen wäre, hätte es an dem Wind ja nichts geändert. Und außerdem bin ich Bauchwind ja gewohnt und es waren eh nur noch 50km bis Bremen.
Wir erreichten Bremen kurz nach dem Sonnenuntergang. Im Gedanken war ich bereits bei Flo. Mein Plan war: Nur noch easy durch die Stadt rollen. Ich schickte Flo meinem Standort und er antwortete sofort mit einem Foto vom Essen auf dem Herd. Da hatte er doch echt für uns gekocht. Ich war begeistert. Trotzdem hielten wir noch einmal kurz bei einem Supermarkt. Ich hatte unglaubliche Lust auf Götterspeise. Keine Ahnung warum. Aber kurz vor dem Erreichen des Zieles habe ich es oft, das ich auf irgendwas Heißhunger habe.
Zu meiner Überraschung wurde der Track noch einmal richtig schön. Offenes Gelände: Keine Spur von Großstadt. Wir überqueren die Weser. Traumhaft schön. Wir fanden ohne Probleme zu Flo. Er zeigte uns den Weg ums Haus herum in den Garten, so das wir unsere Räder in der Garage parken konnten. Dann setzten wir uns direkt an den Tisch: Das Essen drohte kalt zu werden. Es gab Schnitzel, Nudeln, Gemüse. So viel das selbst zwei hungrige Radfahrer es nicht „besiegen“ konnten. Nach dem Essen blieben wir direkt sitzen und quatschten. Flo hörte sich aufmerksam unsere Radfahr-Heldengeschichten an. Bis ca. 23 Uhr, dann wurde es Zeit für die Horizontale.
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