Am Ende des Tages nannte Stefan seine Fahrt bei Strava „Ein ganz normaler Samstag“. Ich musste ein wenig schmunzeln. Komisch was normale Menschen so an normalen Tagen machen. Aber der Reihe nach: 7. November 2020 – Berlin – Rostock stand auf dem Plan. Mit dem Rad natürlich. Ich bekam eine kurzfristige Einladung von Stefan und Anne. Auch wenn ich die Strecke zum großen Teil bereits von der „Klassentreffen“-Fahrt von vor 2 Jahren kannte, sagte ich sofort zu. Ich war neugierig, ob Stefan doch anders geplant hatte als ich und ich hatte Mega Lust, mal wieder mit den beiden zu fahren.
Wettertechnisch war die Vorhersage perfekt. Sonnig, 12 Grad. Ich überlegte, gar mit einer dreiviertel Hose zu fahren. Entschied mich dann aber zum Glück doch dagegen. Bereits beim Losfahren, direkt vor der eigenen Haustür, sah ich mein Lieblingswetter im Lichtkegel der Fahrradlampe. Nieselregen. So leicht, das es nicht richtig nass aber eben auch nicht trocken war. Also ließ ich die Regenjacke trotzdem zu Hause. Umkehren ist ja uncool und außerdem ging ich davon aus, das es mit Sonnenaufgang besser werden würde.
Dem war aber nicht so. Die Nebelsuppe hielt sich hartnäckig. In der ersten Pause kramte ich sogar meine Jacke aus der Tasche. Mir war kalt. Beim Fahren dann aber zu warm. Also nur nicht anhalten, immer schön weiter rollen. Es macht trotzdem Spaß. Die Wälder mit den vielen bunten Blättern … traumhaft schön. Dazwischen Windräder die im Nebel eingepackt waren. So stark, das wir nur den Turm sehen konnten. Das eigentliche Windrad war nur durch die Geräusche zu erahnen. Und dann kurz nach Rheinsberg, das große Wunder: Ein kleines Stückchen „Blau“ am Himmel. Bis kurz vor Rostock sollte der Himmel nun immer blauer werden. Zum Glück.
Unsere nächste Pause planten wir in Malchow, aber Stefan hatte nicht mehr genügend Wasser. Als wir an einem Kindergarten vorbeifuhren, bei dem gerade gebaut wurde, fragte Stefan. Es entwickelte sich ein nettes Gespräch und alle Wasserflaschen waren wieder gefüllt. Danke! Bei bestem Wetter ging das dann weiter zur geplanten Pause in Malchow. Bäckerei Junge. Ich entschied mich für super leckere Streuselschnecken, Kaffee und Cola. Bei Sonnenschein saßen wir draußen auf dem Boden. Stühle zu benutzen war nach den gültigen Corona-Regeln nicht möglich. Aber wen stört das schon, wenn die Sonne scheint.
Die nächste größere Stadt, die auf dem Track lag war Güstrow. Die Sonne stand langsam tief am Horizont. Beim Durchfahren einer Baustelle beobachtete ich unsere Schatten auf dem Feld neben der Straße. Komischerweise fuhren sie genau so schnell wie wir. Dann Defekt: Anne ihre Frontlampe wollte nicht mehr. Plötzlich hatte keiner mehr ein Auge für den tollen Sonnenuntergang. Trotzdem fanden wir eine Lösung für das Problem Wir erreichten Güstrow und ich gelangte zu der Erkenntnis, das Güstrow irgendwie Potsdam ist. Nicht wirklich schön, die Straßen groß, zu groß, aber manchmal muss man da eben durch.
Es folgte ein Endspurt nach Rostock. Den Weg kannte ich noch nicht, da ich bei der Klassentreffen-Tour vor 2 Jahren hier in Richtung Westen abgebogen war. Anne und Stefan waren bereits am planen der Rückfahrt, Restkilometer dividiert durch die Durchschnittsgeschwindigkeit ergab die Abfahrtzeit des Zuges. Knappe Kiste. Mir persönlich war es egal, da zwei Stunden später ein weiterer Zug in Richtung Berlin fahren sollte. Und eigentlich wollte ich schon noch gerne was Essen.
Wir erreichten das Ortseingangsschild von Rostock und entschieden es ruhig angehen zu lassen. Sprich einen Zug später. Ein wenig Zeit verbrachten wir im Rostocker Stadthafen. Ich erinnerte mich an meine Studienzeit. An die Wochenenden, die ich mit meiner Frau dort zusammen verbrachte. Ach ist das alles schon wieder lange her. Am Bahnhof angekommen, kauften wir uns als erstes unsere Bahntickets und entschieden uns dann asiatisch zu Essen. Beim Trinken kaufen im Anschluss zeigte ich mal wieder, was für ein Depp ich doch bin. Stilles Wasser sollte ich Anne und Stefan mitbringen. Im Laden 3 Sorten einer namenhaften Marke. Medium … nein … Spritzig … nein … also Sorte 3 gekauft ohne zu lesen was drauf stand. War dann natürlich kein stilles Wasser. Musste ich mit einigem hin und her dann umtauschen.
In der Bahn bemerke ich, das ich schon lange keine Regionalbahn mehr gefahren bin. Im Doppeldecker ist der gesamte untere Bereich ein großes Fahrradabteil. So groß und leer, das wir locker noch ein paar Kilometer drin hätten fahren können. Hätte als GPS-Aufzeichnung bestimmt lustig ausgesehen. Relativ schnell waren wir wieder in Berlin. Ab Südkreuz fuhr ich dann allein durch die Stadt nach Hause. Auf S-Bahn hatte ich keine Lust. Gegen 0:30 war ich dann wieder zu Hause.
Bei einem Bier lasse ich den Tag Revue passieren und zog Bilanz: Von der knapp 330 Kilometer langen Strecke nach Rostock waren mir knapp 100 Kilometer neu. Deutlich mehr als ich gerechnet hatte, denn ich war ja fest davon überzeugt den Weg bis Güstrow zu kennen. Aber Fehlanzeige. Zumindest die Zwischenziele waren aber gleich. Insgesamt hat mir der Track sogar ein wenig besser gefallen, da nicht so viele schlechte Radwege dabei waren, wie auf meiner Tour.
Zufrieden ging ich ins Bett, denn mein Wecker sollte in ein paar Stunden bereits wieder klingeln. Die Sonntägliche Bäckerrunde stand auf dem Plan…
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