Eigentlich müsste ich für den zweiten Tag unseres Aufenthalts im Harz zwei verschiedene Artikel schreiben, denn ich und der Rest der Familie erlebten einen komplett unterschiedlichen Tag. Gleich war einzig allein das Ziel: der Brocken. Meine Frau und die Kinder wollten eigentlich mit dem Zug fahren, entschieden sich dann allerdings doch spontan für den Pferdewagen, da dieser bei der Ankunft auf dem Parkplatz gerade abfahrbereit stand und noch Plätze frei waren. Ja und ich war so verrückt mir vorzunehmen, es mit dem Fahrrad zu probieren.
Seit etwa einem Jahr fahre ich 3 mal in der Woche auf dem Ergometer um meine fast nur sitzende Tätigkeit wenigstens ein wenig auszugleichen. Mit der Zeit bemerkte ich dabei, das ich immer weniger Zeit benötigte um eine vorgegebene Anzahl an Kalorien zu verbrauchen. Daraus entwickelte sich dann die Idee, den Brocken mit dem Fahrrad zu bezwingen. Rein rechnerisch sollten die Werte, die ich auf dem Ergometer fahren konnte reichen, um mit etwa 10km/h auf den Brocken zu fahren. Trotzdem hatte ich so meine Bedenken, ob gerade das letzte sehr steile Ende des Anstiegs zu schaffen wäre.
Morgens entschied ich mich dazu, den Brocken von Braunlage aus in Angriff zu nehmen. Die Strecke war zwar weiter als die Alternative von Schierke aus, aber dafür gab es nach etwa der halben Steigung ein kleineres Stück welches fast eben sein sollte. Das fand ich attraktiv um sich unterwegs etwas zu erholen. Allerdings hatte ich mich total mit dem Untergrund verschätzt. Das erste Stückchen führte über eine asphaltierte Straße und war trotz der Steigung relativ gut zu fahren. Dann wechselte ich allerdings auf einen Wanderweg, der über den ehemaligen Kolonnenweg der innerdeutschen Grenze führte. Dort lagen Betonplatten mit vielen kleinen rechteckigen Löchern. Einige der Löcher waren mit Sand/Steinen gefüllt und andere waren leer. Alle waren mit Gras bewachsen, so das man sie vom Rad aus nicht unterscheiden konnte. Es war auf jeden Fall schmerzhaft, wenn man mit den Reifen in die offenen Löcher kam.
Nach 1:44:05 war es vollbracht: Ich hatte es mit dem Rad auf den Brocken geschafft. Erstaunlicherweise war das letzte steile Stück gar nicht so schlimm. Es waren aber unglaublich viele Wanderer unterwegs, so das die letzten Kilometer eine riesige Slalomfahrt war. Sehr gefreut habe ich mich, das ich noch schneller war als der Rest der Familie mit dem Pferdewagen. Mir hat es jedenfalls so viel Spaß gemacht, das ich es wohl nochmal wiederholen werde.
Da meine Frau die Kamera hatte, wurden alle Bilder in diesem Artikel von ihr aufgenommen. Auf Empfehlung des Kutschers sind alle Fahrgäste an den steilsten Stücken des Weges ausgestiegen und ein wenig zu Fuß gelaufen, um die Pferde zu entlasten. Für diese war es nämlich Schwerstarbeit. Es war Wahnsinn, wie sehr die Tiere schwitzten. Außerdem gab es noch eine Pause, in der die Pferde mit Futter und Wasser versorgt wurden. Währenddessen nutzte meine Frau die Gelegenheit ein paar Fotos zu machen. Aus dem Wagen heraus lies es sich nämlich wegen der Plane nicht so gut fotografieren. Für die Kinder war die Fahrt mit dem Pferdewagen ein absolutes Highlight. Sie saßen wie die Könige im Wagen und freuten sich total, da Oma und Opa und natürlich deren Hund auch noch mit dabei waren.