Ich muss zugeben, ganz freiwillig war es nicht, aber als der Polarwirbel-Split uns traf, dachte ich es sei eine gute Idee zu Fuß zur Arbeit zu laufen. Auf 30mm Reifen wollte ich mich nicht durch den Schnee quälen. Radfahren fiel also aus. Heimtrainer wieder ins Haus schaffen, fand ich auch irgendwie doof. Also laufen … der Routenplaner sagte: 10km, 2,5h, mittelschwere Wanderung. Sollte reichen um meinen täglichen Bewegungsdrang zu befriedigen.
Aber bereits am Sonntagabend die ersten Probleme. Wie eine Frau: Ich hatte nichts anzuziehen. Keine Winterjacke und noch viel schlimmer, keine geeigneten Schuhe. Nach einer halben Stunde suchen fanden wir meine alten Wanderschuhe, mit denen ich bereits in Norwegen rumgeklettert bin. Und meine Frau kramte noch eine Winterjacke aus dem Schrank: „Hier das ist deine.“ Die hatte ich auch schon seit Jahren nicht mehr gesehen.
Montag früh zog ich mich also an und machte mich auf den Weg. Es ging sich erstaunlich gut. Ab und zu schaute ich aufs Handy und war über die doch recht hohe Durchschnittsgeschwindigkeit von 6km/h überrascht. Nach genau einer Stunde und 40 Minuten war ich auf Arbeit. Viel schneller als der Routenplaner vorhergesagt hatte. Sehr schön. Während ich auf Arbeit war schneite es kräftig. Der Rückweg wurde so deutlich anstrengender. Ständig rutschte ich mit den Schuhen auf den nicht geräumten Wegen weg. Trotzdem brauchte ich nur unwesentlich länger als am Morgen.
Am Dienstag früh dann Muskelkater. Irgendwie war mir ja klar, das dass passieren würde. Oben auf dem Fußrücken und an den Schienbeinen. Wohl alles Muskeln, die ich normalerweise nicht brauche. Trotzdem machte ich mich wieder zu Fuß auf den Weg. Etwas langsamer. Aber egal.
Ab Mittwoch früh, dem dritten Wandertag, stand fest: Ich wollte die Woche voll machen. 100 Kilometer wandern in 5 Tagen war jetzt das Ziel. Vielleicht nicht die klügste Entscheidung der Woche. Wo ich doch am liebsten selbst den Weg vom Sofa zur Toilette mit dem Fahrrad zurücklegen würde. Ab Donnerstag wäre das wohl auch wirklich besser gewesen. Nachdem ich einige Minuten wo gesessen hatte, konnte ich mich nur noch humpelnd fortbewegen. Die kompletten Beine schmerzten: Von der Fußsohle bis zur Hüfte. Und zu meinem Glück fand ich dann auch noch eine 20cent Stück große Blase an meiner linken Fußsohle.
Erstaunlicherweise verschwanden die Schmerzen komplett, wenn ich mich für 2-3 Minuten bewegt hatte. Nur die Blase an der Fußsohle lies sich nicht ignorieren. Mit einem Blasenpflaster schaffte ich es dann aber trotzdem, auch die beiden Arbeitswege am Freitag zu laufen. Ich war glücklich: 100km zu Fuß geschafft.
Das mag jetzt vielleicht doof klingen, aber für mich war das eine weit größere Herausforderung, als täglich fast 4 Stunden auf dem Rad zu sitzen. Zum einen, weil ich es einfach nicht gewohnt bin und zum anderen weil beim Gehen alles so langsam ist. Beim Radfahren sehe ich gut 4 mal so viel. Auf der anderen Seite habe ich aber auch Dinge auf dem Weg entdeckt, die mir mit Rad nie aufgefallen wären. Zum Beispiel den Fleischer mit den coolsten Öffnungszeiten: 8:03 – 17:56 😀
Daher lautet mein Fazit: Ich müsste eigentlich öfter mal das Rad stehen lassen und stattdessen die Füße benutzen. Ob aus diesem Vorsatz was wird, darf bezweifelt werden. Gerade jetzt wo das Wetter wieder so schön wird.
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