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Leuchttürme und Windmühlen: Keine Pause ohne Taschentuch

Leuchttürme und Windmühlen: Keine Pause ohne Taschentuch

    Der Tag startete, wie schon der erste Morgen in Bremen. Flo war wieder der erste, der im Haus unterwegs war. Brötchen aufbacken, Kaffee kochen. Wir standen aber auch direkt wieder kurz vor 5 auf und fingen an, unsere Sachen zusammen zu packen. Diesmal ließen wir uns allerdings etwas mehr Zeit. Aßen zusammen mit Floh gemütlich Frühstück und quatschten dabei noch ein wenig. Trotzdem saßen wir bereits um 6:30 auf dem Rad und verließen Bremen in Richtung Osten.

    Der Track führte uns direkt über kleine ländliche Wirtschaftswege. Es war leicht nebelig. Wir fuhren dem Sonnenaufgang entgegen. Ich genoss die autofreien Wege, das schöne Wetter und die tolle Landschaft. Besser hätte der Tag nicht starten können. Traumhaft schön. Als es richtig hell war, waren wir bereits in Rothenburg an der Wümme. Uns trennten nur noch 35 km von Soltau. Ich war überrascht, wie weit wir bereits gekommen waren.

    Unsere geplante Kaffeepause fiel leider aber flach. Die Gegend, die wir durchfuhren, war so ländlich, dass wir einfach keinen geeigneten Spot am Track fanden. Ich aß meine letzten Salami, die ich diesmal nicht vergessen hatte. Ansonsten fuhr ich schon wieder nur mit Wasser und Luft.

    Dekoration am Ortseingang.jpg

    Kurz nach Soltau hielten wir kurz an. Schauten auf meine vorbereitete Karte. Der nächste Supermarkt sollte unser Pausenpunkt werden. War allerdings leider noch circa 2 Stunden Fahrt entfernt. Die gute Stimmung vom morgen war verschwunden. An jeder Kreuzung schauten wir nach links und rechts. Suchten nach einer Tankstelle, einem Supermarkt oder einem Bäcker, den ich bei der Vorbereitung übersehen hatte. Aber nichts…

    Ein weiteres Selfi.jpg

    Endlich fanden wir dann aber doch einen Supermarkt. Pause. Ich machte direkt einen Großeinkauf. Cola, Kuchen und auch wieder Gummitierchen fürs Trikot. Während wir dann auf dem Parkplatz saßen, machte sich ein unwohles Gefühl in meinem Bauch breit. Zum Glück war noch eine Tankstelle direkt nebenan. Mit zusammengekniffenen Arschbacken quälte ich mich über den Parkplatz: „Kann ich bitte den Toilettenschlüssel haben?“ – „Nein, ist leider defekt.“ Mist. Also suchte ich mir im Wäldchen auf der anderen Straßenseite ein ruhiges Plätzchen und war froh das ich noch Servietten vom Fischbrötchen am Vortag übrig hatte.

    Nach der Pause war das unwohle Gefühl in der Bauchgegend zwar noch da, aber auf dem Rad ging es mir gut. Wir fuhren weiter in Richtung Osten. Durchquerten den riesigen Truppenübungsplatz Munster/Bergen. Auf einer Privatstraße des Bundes. So breit wie eine Autobahn, aber quasi ohne Verkehr. Kurz darauf erreichten wir Sachsen-Anhalt und machten unseren nächste kurze Pause am Straßenrand. Ich ging 3 Schritte und musste schon wieder. Damit waren die Servietten vom Vortag nun aufgebraucht.

    Feldweg auf dem Rückweg.jpg

    Als nächstes erreichten wir das touristische Highlight des Tages: Die Blockwindmühle in Jeetze. Wir fuhren einen kleinen Umweg direkt bis zur Mühle. Liefen etwas hin und her und machten Fotos. Mir ging es wieder besser. Aber dann kurz bevor wir weiter wollen ging es doch wieder los. Ich verschwand mit einer Packung Taschentücher von Stefan auf den Acker auf der anderen Straßenseite. Ich war nur noch genervt und versuche es mit den Durchfalltabletten, die ich bei längeren Touren immer dabei habe. Und das obwohl ich nicht wirklich Durchfall hatte. Ich hatte aber die Hoffnung, dass es irgendwie helfen wird.

    Blockwindmühle Jeetze.jpg

    Irgendwie war ich aber froh, dass ich trotzdem Radfahren konnte. Der weitere Weg ist unspektakulär. Da ich mich mittlerweile auf dem Sattel etwas unwohl fühlte, fuhr ich die meiste Zeit hinter Stefan her. Machte während der Fahrt ein paar Fotos und rechnete im Kopf durch, wann wir etwa Brandenburg erreichen würden. Nebenbei futterte ich noch meine Gummitierchen.

    Landstraßenromantik.jpg

    Kurz bevor es wieder dunkel wurde machten wir noch eine weitere Pause bei einem Supermarkt in Stendal. Da dort allerdings weder Toilette noch Grün vorhanden war, vermied ich es komplett mich zu bewegen. Stefan kaufte ein und ich checkte kurz die Bahnverbindungen ab Brandenburg. Wir hatten noch etwa bis 21:50 Zeit, um Brandenburg zu erreichen. Auch bei der nächsten „Pipi“-Pause versuchte ich meinen Körper auszutricksen. Das erste mal in meinem Leben erleichterte ich mich ohne vom Rad abzusteigen. Not macht erfinderisch.

    Landstraßenromantik Teil 2.jpg

    Wir schafften es pünktlich nach Brandenburg. Nur noch wenige Kilometer und noch gut 20 Minuten Zeit. Und genau diese 20 Minuten machten die Fahrt dann zu etwas besonderem, was wohl nie vergessen wird. Ich Doofi hatte den Track nicht richtig gebaut. So standen wir auf einmal mitten im Zentrum von Brandenburg. Weit entfernt vom Bahnhof.

    Schuld daran war die recht kurzfristige Track Änderung, die sich durch die Corona Regeln ergab. Eigentlich wollten wir bis Potsdam fahren und von dort aus mit der S-Bahn heim. Durch 2 mal Bremen wurde der Track aber zu lang. Daher wählte ich dann Brandenburg als Ziel. Wollte mir aber die Option offen halten, doch nach Potsdam zu fahren.

    Vor Ort machte ich dann den gleichen dummen Fehler, der mir letztes Jahr bei RATN auch passiert ist. Ich zückte mein Handy, öffnete Google Maps, gab „Bahnhof Brandenburg“ ein und navigierte uns mit einer Hand am Handy über das Brandenburger Kopfsteinpflaster. Ein mürrischer Stefan fuhr hinter mir her. Circa 10 Minuten später waren wir am Zielort der Google Route. Da war dann zwar auch ein Bahnhof, aber nicht der, wo unser Zug nach Berlin abfuhr. Stefan wurde noch mürrischer. Ich nahm mir eine Minute Zeit. Plante eine neue Route, diesmal mit Komoot und zum Hauptbahnhof Brandenburg. Wieder ging es über das Kopfsteinpflaster in Brandenburg. Die Abfahrzeit des Zuges war mittlerweile verstrichen. Trotzdem hetzten wir durch die Stadt.

    Wir erreichten den Bahnhof. Diesmal auch den richtigen. Ich steuerte direkt den Fahrkartenautomaten an. Kaufte unsere Tickets und schaute erst dann auf die Anzeigen vor Ort: RE nach Berlin in 5 Minuten Gleis 4 stand dort. Mein Fehler Nummer 2: Ich hatte mir die Abfahrtszeit falsch gemerkt, so das wir nun noch ein paar Minuten hatten. Also schnell runter vom Rad, durch die Unterführung und ab in den Zug. 3 Minuten vor Abfahrt … geschafft. Punktlandung.

    Im Zug hatte ich dann so gute Laune, wie ich den ganzen Tag nicht hatte. Lachte, machte Scherze, verkaufte Stefan die Stadtrundfahrt als weiteres Highlight der Tour. Anders wäre es ja auch langweilig gewesen. Aber die Konsequenz der Geschichte ist wohl, das Stefan sich bei mir nie wieder vor dem Ende einer Fahrt für die tolle Planung bedankt.

    Weitere Bilder in meiner Fotogalerie.

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