Die größte Überraschung des Jahres kam ganz klar von Rafal, als er mich Anfang September fragte, ob ich mit ihm zusammen einen 200er fahren möchte. Meine Wochenenden waren zwar mit Alternativ-Terminen für die Goslar-Tour mit Nico belegt, aber ich sagte sofort zu. Nur die vorgeschlagene Route gefiel mir nicht so, da Rafal die gleiche Route noch einmal fahren wollte, die ich bereits vor 2 Jahren mit ihm zusammen gefahren bin. Als Alternative schlug er „Rund um Berlin“ vor. Das war dann schon eher was für mich. Den RTF Klassiker war ich echt noch nie gefahren.
Auf einem meiner Arbeitswege fiel mir ein, das mein Freund Sven in diesem Jahr nach langem versuchen wollte wieder 200 Kilometer zu radeln. Alle bisherigen Versuche scheiterten an seinem Knie. Irgendwann fing es immer an zu zicken und zwang ihn zur Aufgabe. Da mir eine Berlin Runde für einen Versuch ideal erschien, fragte ich Rafal ob Sven mitdarf und natürlich Sven, ob er mit möchte. Er sagte zu. Da zu dritt immer irgendwie doof ist, fragte Rafal noch Uli, den ich schon ewig nicht mehr gesehen hatte. Damit waren wir 4.
Wir trafen uns im Süden von Berlin an einer Tankstelle. Ich und Sven reisten gemeinsam an. Als wir ankamen fuhr Rafal bereits Ehrenrunden. Nur nicht auskühlen. Uli kam ein paar Minuten später. Es konnte losgehen. Gut gelaunt starteten wir und fuhren im Süden am Berliner Stadtrand entlang. Die Strecke kannte ich nur zu gut, da ich in dem Gebiet meine täglichen Feierabendrunden drehe. Nur der Weg am Rand von Potsdam war mir neu. Aber da bin ich auch nicht so häufig.
Wer mich kennt weiß, das ich gerne Berge fahre. Eigentlich bin ich dafür zu schwer, aber ich habe meine Hummeltechnik. Die Hummel kann nämlich auch nicht fliegen. Ist zu schwer dafür, aber macht es einfach trotzdem. Ich konnte also gar nicht anders: Bergsprint im Grunewald am Willy. Uli und Sven machten nicht mit. Rafal ließ es sich aber nicht nehmen und jagte mir hinterher. Nach circa zwei Drittel der Strecke musste er jedoch abreißen lassen. Aber da er als Veranstalter der Runde die Regeln machte, bekam der zweite die Bergpreispunkte. Pech für mich.
Kurz darauf dann die erste Pause bei einem Bäcker. Es war Frühstückszeit, der Bäcker voll. Wir suchten uns einen Platz etwas abseits vom Trubel. Die Stühle waren noch mit einem Stahlseil am Tisch festgeschlossen. Mit einer intelligenten Technik ließen sie sich aber trotzdem nutzen. Rafal kramte in seiner Tasche und holte eine Tube Senf hervor. Senf als Allheilmittel für den Radfahrer. Er soll nämlich Muskelkrämpfe verhindern. Er drückte eine gute Portion Senf auf sein belegtes Brötchen und war begeistert. Meinen Kuchen aß ich lieber ohne Senf.
Direkt nach der Pause fragen uns ein paar Radreisende nach dem Radweg nach Nauen. Aber wir hatten ja keine Ahnung. Fuhren nur einem Strich auf unserem Radcomputer hinterher. Weiß der Geier wo Nauen ist. Da hilft dann auch kein Senf. Kurz drauf fuhren wir an einem wunderschönen Kanal entlang. Dort hätte ich viel lieber Pause gemacht als bei der Bäckerei. Also beschlossen wir einfach noch eine Runde zu fahren. Schafften wir aber auf Grund der Öffnungszeiten des Bäckers doch nicht.
Kurz darauf wunderte ich mich, das wir bereits so weit im Norden waren. Vermutlich lag da am Kanal ein kleines Wurmloch, das den Weg massiv verkürzte. Oder aber wir hatten die Zeit einfach verquatscht. Kurz vor unserer nächsten Pause in Bernau rannte Sven ein Eichhörnchen vor das Rad. Das war knapp. Richtig knapp und sah voll spektakulär aus. Ging aber zum Glück gut.
Die Pause in Bernau bei einer großen Fastfood-Kette wird wieder zu einer Senf-Pause. Dieses Mal probierte ich allerdings auch. Pommes mit Senf schmecken sogar erstaunlich gut. Rafal war wieder begeistert. Pommes schmeckten. Er hatte keine Krämpfe. Testperson Uli war skeptischer, nahm keinen Senf, hatte aber auch keine Krämpfe. Und Testperson Sven stand zwischen den Stühlen und malträtierte sein Knie.
Ich war noch vom Tag zu vor im Biergarten Modus. Jammerte bei jedem Restaurant das mir jetzt ein Bier lieber wäre, als eine Tube Senf. Nach zwei drittel der Strecke hatte Rafal genug davon und wir steuerten einen Biergarten in einem Reitstall an. Ein komischer Ort. Ganz nah an der Großstadt, aber nichts von Stress und Hektik zu spüren. Fühlte sich irgendwie komisch an.
Nach der Pause ging es weiter in Richtung Süden. In Erkner kam es dann nach dem Eichhörnchen zur nächsten knappen Situation. Diesmal war ich allerdings der Dödel. Der Radweg endete und ging auf der gegenüberliegenden Straßenseite weiter. Sven fuhr diagonal in den entgegenkommenden Verkehr und ich zögerte einen Moment. Wollte dann doch der Radwegführung folgen. Bremste und vernahm dann ein schreien von hinten. Rafal war aber Profi genug um die Situation zu retten. Bestimmt hatte der Senf seine Reflexe geschult…
Der Rest des Weges war dann wieder unspektakulär. An der Tanke, an der wir uns morgens getroffen hatten, gönnten wir uns ein Zielbier. Dabei stolperten wir über die komische deutsche Gesetzgebung. Bier kaufen durften wir. Einen Öffner gab es aber nicht. Verboten. Ähm ja. Ich hatte aber wie immer mein kleines Taschenmesser dabei. Damit öffnete ich die Flaschen gekonnt.
Nach dem Zielbier brachte ich Sven noch fast bis nach Hause. Der Anfänger hatte doch glatt sein Licht vergessen. Aber er hatte die 200 Kilometer geschafft. Herzlichen Glückwunsch!
Weitere Bilder in meiner Fotogalerie.
Hallo Marc, heute muss ich Mal meinen Senf dazu geben. Ich lese gerne Deine Radelberichte (sorry für den Radelberichte, ihr bringt wirklich sportliche Leistungen) und da Du dieses Mal in Bernau warst, erinnerte ich mich daran, wie Du unverhofft an unserem Gartenzaun angehalten hast, wir grillten gerade und Du bist einen Moment bei uns geblieben. Eine schöne Begegnung. Erinnerst Du Dich?
Hallo Heike, ja klar erinnere ich mich noch daran. Das war auf dem Rückweg vom Klassentreffen. Meine ersten 300 Kilometer, die ich allein gefahren bin. Und ehrlich gesagt musste ich bei der „Rund um Berlin“-Tour daran denken. Wollte den Jungs auch erst vorschlagen bei euch vorbei zu schauen. Habe mich aber nicht getraut, da mit 3 Kumpels aufzuschlagen. Grüße aus dem Süden Marc.
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