Das Race around the Netherlands (RATN) 2019 ist vorbei. Was bleibt sind die schönen Erinnerungen an eine tolle Zeit. Noch immer schaue ich ungläubig auf unser Zielfoto. Wir, Maren Barkowsky und ich, haben es tatsächlich getan, wir sind einmal um die gesamte Niederlande geradelt und hatten dabei auch noch jede Menge Spaß. Das Wetter (viel Gegenwind, unangenehme Kälte und auch noch Regen) war zwar nicht so, wie wir es uns vorgestellt hatten, aber Spaß hatten wir trotzdem. Jetzt ist es an der Zeit, meine Erinnerungen in Worte zu fassen. Also fange ich am besten am Anfang an…
Bisher war es oft so, das ich in der Nacht vor einer größeren Radtour nicht so gut schlafen konnte. Einen Wecker brauche ich eigentlich nie, da ich immer genau 15 Minuten vor dem Wecker aufwache. Egal, ob die Fahrt um 7 Uhr oder um 2 Uhr nachts losgeht. Irgendwo habe ich immer noch Hoffnung, das dieses mal besser wird, wenn sich eine gewisse Routine einstellt. Vor RATN wurde es jedenfalls noch einmal deutlich schlimmer.
Bereits eine Woche vor Start fing ich an, in den Nächten übers Radfahren zu träumen. Von RATN auf dem Einrad, bis zum nicht Bestehen des Rad-Checks war alles dabei. Oft wachte ich schweißgebadet auf und konnte dann nicht mehr einschlafen. Ich versuchte mir einzureden, das wir nur ein paar kleine 250km Radtouren fahren wollen. Also eigentlich nichts ungewöhnliches. Geholfen hat das trotzdem nicht. Dazu kam noch das unschöne Gefühl, irgendetwas vergessen zu haben. Hatte ich alles bedacht und alles eingepackt? In Gedanken ging ich immer und immer wieder die Packliste durch.
Am 30.4, ganz früh am Morgen, machte ich mich dann auf den Weg nach Holland. Die Anspannung war direkt beim Schließen der Haustür wie weggeblasen. Egal was nun kommen sollte, ich musste mit den Dingen, die ich bei mir trug bzw. am Rad hatte, klar kommen. Ich hatte quasi das schwerste geschafft. Ich war unterwegs.
Ich entschied mich dafür, direkt ab Eichwalde mit der S-Bahn zu fahren. Wer mich kennt weiß, das das eine ungewöhnliche Entscheidung ist. Normalerweise hätte man sicher von mir erwartet wenigstens bis zum Ostbahnhof mit dem Rad zu fahren. Aber irgendwie hatte ich so gar keinen Nerv darauf nochmal in Berlin Rad zu fahren.
Bis Osnabrück saß ich alleine im Zug. Dort stieg dann Maren dazu. Sie hatte ein paar Tage bei ihrer Familie verbracht. Direkt nach der Begrüßung schauten wir uns ungläubig an, bis einer von uns beiden fragte: „Machen wir das jetzt wirklich?“ Obwohl die Antwort offensichtlich war, stellten wir uns die Frage während der Zugfahrt noch einige Male.
Eigentlich war unser Plan, mit der Bahn bis Amersfoort zu fahren und von dort aus auf kürzestem Weg zum Startort. Aber ein Blick auf den Wetterbericht offenbarte, das Maren zu sommerliche Kleidung eingepackt hatte. Also fuhren wir noch zu 2 oder 3 Fahrradgeschäften. Maren kaufte sich einen Langarm-Winter-Base-Layer und ein Paar Handschuhe. Naja eigentlich 2 Paar. Die pinken Sommerhandschuhe mussten auch noch mit. Aber shoppende Frauen soll man ja nicht aufhalten.
In Amerongen fuhren wir direkt zum Cafe DE PROLOOG. Unsere Stimmung war zwar ziemlich gut, aber trotzdem sorgte der bevorstehende Bike-Check für Stress. Vor allem beschäftigte uns die Frage, ob wir genug reflektierendes Klebeband verklebt hatten. Daher wollten wir den Check nun so schnell wie möglich hinter uns haben.
Direkt vor dem Check trafen wir auf Mark Humme aus Münster. Wir hatten uns im Vorfeld schon etwas über Facebook unterhalten, so das wir gleich so quatschen konnten, als wenn man sich bereits ewig kennt. So überbrückten wir die Wartezeit mit dummen Scherzen über meine weibliche Seite und über Mark’s nicht vorhandene Körpergröße.
An unseren Rädern wurde nichts beanstandet. Alle Aufkleber klebten an den richtigen Stellen. Wir bekamen unser Race Cap ausgehändigt und den Tracker ans Rad montiert. Dabei musste ich noch einmal intervenieren, da die Tracker alle mit blauem Klebeband an die Fahrräder befestigt wurden. Ich wollte aber unbedingt rotes Klebeband, welches ich dann auch bekam.
Anschließend begann der schöne Teil des Tages. Wir gingen im Jumbo-Markt uns etwas zu Essen kaufen. Mark Humme im Schlepptau. Da wir alle Hunger hatten, kauften wir natürlich viel zu viel Zeug ein. Und dann auch noch ziemlich wild durcheinander. Alles was lecker erschien, wanderte in den Einkaufskorb. Mark machte sich über uns lustig und meinte: „Ihr werdet in den nächsten Tagen viel Zeit in Supermärkten verbringen“
Als nächstes ging es ins Hotel. Unsere Räder konnten wir im Flur unter der Treppe anschließen. Im Zimmer zogen wir unsere Alltagskleidung an, aßen etwas und machten uns dann ohne Räder wieder auf zum Cafe DE PROLOOG. Dort setzten wir uns, wieder mit Mark Humme, an einen Tisch und quatschten uns die Seele aus dem Leib.
Nach und nach kamen auch alle anderen Fahrer dorthin, denn um 20 Uhr sollte es Pasta geben. Obwohl wir an einem Tisch saßen, an dem sich fast alle deutschen Fahrer versammelten, fühlte ich mich dort nicht so richtig wohl. Für mich waren das einfach zu viele Leute auf einem Haufen. Trotzdem wechselte ich mit dem einen oder anderen ein paar Worte.
Nach der Pasta gingen wir zusammen mit Mark Humme auf unser Hotelzimmer. Dort blödelten wir noch etwas rum und tranken Bier. Naja für mich nur „Frauenbier“, natürlich wegen meiner weiblichen Seite. So endete der Tag völlig entspannt.