Am Morgen lief ich ganz vorsichtig und im Schongang durchs Haus, weil ich Schmerzen in den Knien erwartete. Aber da war nichts. Es ging meinen Knien zum Glück wirklich wieder besser. Ich fragte Maren, was wir denn heute schönes machen würden. Sie antwortete: „Eine kleine Radtour?“ Ich war guter Dinge. Hatte richtig Lust auf den nächsten Abschnitt.
Trotzdem ließen wir es ruhig angehen und gingen erst einmal zum Frühstück in ein benachbartes Haus. Der Tisch war nur für uns beide gedeckt und dazu ein kleines Büffet aufgebaut. Außerdem stand an jedem Platz eine kleine Schale Quark. Nach dem Dilemma mit dem Vla traute ich mich da allerdings nicht ran. Maren ließ meine Portion allerdings nicht verkommen.
Irgendwie tat es gut, nach so langer Zeit mal wieder richtig Frühstück zu essen. Wir kamen dadurch zwar etwas später los, aber die erste Pause konnte so eigentlich ganz ausfallen. Nur gepäcktechnisch hatten wir ein Problem: Durch den Rotwein vom Vorabend hatten wir unsere gekauften Getränke nicht angerührt. So wanderten die Cola und Bierdosen in meine Lenkertasche. Zusätzliches Gewicht für die Berge. Wahrscheinlich war das auch gut so, damit das Vorderrad auch in den steilen Passagen nicht den Kontakt zum Boden verlieren würde. Es warteten so richtig fiese Rampen auf uns.
Wir fuhren nicht wieder durch den Wald. Es war nun zwar hell, aber noch einmal hatten wir darauf keine Lust. Wir kehrten auf asphaltiertem Weg zum Track zurück. Allerdings verpassten wir so etwa 2 Kilometer. Irgendwie war es uns zu blöde, 2 Kilometer hin und her zu fahren, um die Lücke korrekt zu schließen. Für uns war dadurch nun zumindest ein Teil des „USB-Kabel-Umwegs“ wieder ausgeglichen.
An dem Teil der Strecke war auch nichts Besonderes. Es ging über Radwege oder kleine landwirtschaftlich genutzte Straßen in Richtung Osten. Wir fuhren sogar ein kurzes Stück in Belgien. Alles sah irgendwie gleich aus. Ein Dorf glich dem nächsten. Dazwischen die gleichen Felder. Das einzige was mir auffiel, war dass die Autofahrer hier im Süden irgendwie rasanter unterwegs waren. Nicht so gemütlich wie in den letzten Tagen.
Unsere erste Pause machten wir wieder auf so einer kleinen Brücke, die direkt neben dem Weg lag. Wie zwei Tage zuvor setzte ich mich auch wieder auf den Boden. Diesmal gab es Kekse und Cola. Ich fand es wieder mega schön dort. Nur ein paar Schritte von der Brücke entfernt hatte man einen wunderschönen Blick auf das letzte Dorf, welches wir durchquert hatten. Wären wir dort einfach nur vorbei gefahren, hätte ich die Schönheit des Ortes wohl gar nicht wahrgenommen. Schon komisch, das es manchmal nur 3 Schritte neben dem Weg total anders aussieht.
Im Vorfeld der Tour hatte eine Teilnehmerin eine Baustelle auf dem Track entdeckt. Es fehlte eine Brücke und musste daher umfahren werden. Ed Bos hatte dafür bereits einen Routenvorschlag in die Facebook Gruppe gepostet und dafür Kritik einstecken müssen. Einige Fahrer waren der Ansicht, dass dadurch das Abenteuer kaputt gemacht wird. Mir persönlich war das egal. Allerdings war ich auch zu faul, den Track noch einmal anzupassen. Also fielen wir auf die fehlende Brücke herein, fuhren in die Sackgasse, drehten um und folgten dann der ausgeschilderten Umleitung. Oh was ein Abenteuer.
Kurz darauf erreichten wir die ersten Berge. Diesmal sprach ich allerdings mit Maren ab, dass ich den ersten Berg in meinem Tempo fahren wollte. Ich wollte nicht wieder Ärger wegen irgendeiner Halb-Profimannschaft. Ich fuhr im Wiegetritt und war recht schnell alleine. Oben wartete ich dann auf Maren. Berg ab dann das umgekehrte Bild. Maren vorne weg und ich langsam wie ein Mädchen hinterher.
Wir machten unsere nächste Pause in einer kleinen Auffahrt, die ein Bauer wahrscheinlich nutzte, um auf seine Felder zu gelangen. Mir fiel sofort auf, dass dort links und rechts neben dem Weg viel Minze wuchs. Mein erster Gedanke war: „Nun nach einer Woche auf dem Rad muss ich nun endlich nicht mehr stinken.“ Ich wollte mir Minze ins Trikot stecken. Maren warnte mich davor und meinte, dass ich davon bestimmt Ausschlag bekommen würde. Da ich am Vorabend meine Dummheit mit Google Maps perfekt bewiesen hatte, hörte ich diesmal auf die weise Frau.
Die nächsten Berge, die wir erreichten waren wohl die bekanntesten der Region. Den Anfang machte der Cauberg in Valkenburg. Im steilsten Teilstück mit über 10% Steigung. Dort mussten wir mit unserem Gepäck das erste Mal richtig kämpfen.
Aber gegen den Keutenberg war der Cauberg dann doch eine leichte Kleinigkeit. Direkt vor dem Berg stand ein Verkehrsschild, das auf 22% Steigung hinwies. Wir waren so etwas steiles noch nie gefahren. Im Team fahren war hier nicht mehr möglich. Jeder musste sich in seinem Tempo irgendwie da hochkämpfen. Was uns auch beiden gelang. Keiner von uns musste an diesem Berg vom Rad steigen.
Auf dem Weg zum nächsten Anstieg trafen wir den RATN-Teilnehmer Patrick. Wir fragten wie es ihm geht und kamen direkt ins Gespräch. Maren war so richtig in das Gespräch vertieft. Ich ermahnte sie: „Achtung Maren in etwa einem Kilometer kommt der nächste Berg“ Der Gulperberg lag direkt vor uns. Noch einmal zweistellige Steigungswerte. Wie auch bei den Bergen zuvor fuhr hier jeder sein Tempo.
Ich erreichte die Kuppe als Erster. Oben wurde ich von RATN-Fahrerin Susanne begrüßt, die dort bereits seit 10 Minuten Pause machte. Nach einem kurzen „Hallo“ war dann Maren auch oben angekommen. Ich packte mein Handy aus um ein Foto zu machen. Und dann war auch Patrick da. So gab es oben auf dem Gulperberg ein spontanes RATN-Treffen von 4 Fahrern. Mit Gummibärchen zur Stärkung.
Es folgte noch ein letzter Anstieg, dessen Namen ich leider nicht kenne. Er führte uns auf den höchsten Punkt des gesamten RATN-Tracks. Die Steigung war moderat. Wir fuhren wieder als Team. Oben wollten wir eine Pause machen, die Aussicht genießen und auch ein Hotel für die Nacht klar machen.
Allerdings war die Bergkuppe komplett bewaldet. Es gab keine Aussicht. Also fuhren wir noch ein Stückchen weiter, bis wir einen Rastplatz fanden. Dort tranken wir dann das Bier vom Vortag, welches ich tapfer über die Berge gefahren hatte.
Auch mit dem Hotel war es nicht so einfach. Der Wetterbericht sagte für den folgenden Tag Dauerregen voraus. Ich stellte die Idee in den Raum: „Lass uns die Nacht durchfahren und morgen früh ohne nasse Klamotten das Ziel erreichen.“ Wir mussten uns entscheiden.