Pünktlich kurz vor 6 Uhr wachte ich auf. Damit war ich wieder früher dran als mein Wecker. Allerdings war das diesmal doof, denn Frühstück gab es bei dem Bed&Breakfast erst um 7:45 Uhr. Also kuschelte ich mich noch einmal in meine Bettdecke ein. Nur kurz, denn still liegen kann ich nicht. Ich stand dann also doch auf und bereitete mein Rad für den Tag vor. Verstaute alle meine Sachen, so das ich nach dem Frühstück direkt aufs Rad springen konnte.
Meine Gastgeberin war auch bereits wach und der Tisch fast fertig gedeckt. Definitiv das beste Frühstück welches ich in Frankreich hatte. Selbstgekochte Marmeladen, Saft, Kaffee und auch ein wenig Wurst und Käse. Nur das Brot fehlte noch. Es war ja noch zu früh. Ein wenig verwundert war ich allerdings, das für mehr als eine Person gedeckt war. Eigentlich hatte ich dort keine weiteren Gäste gesehen.
7:35 Uhr … das Brot war da. 10 Minuten früher als verabredet. Die Gastgeberin lobte sich selbst: So früh doch alles auf den Tisch bekommen. Ich bedankte mich und war happy. So konnte mein Tag dann doch noch halbwegs pünktlich starten. Nach dem Frühstück verabschiedete ich mich. Bedankte mich noch einmal und fragte nach einem Selfi mit der Gastgeberin für mein Reisetagebuch. Die gute Frau war total gerührt.
Ich startete in Richtung Carcassonne. Die Stadt, dessen Namen ich von dem bekannten Brettspiel kannte. Wie am Abend zuvor ging es bergauf und gegen den Wind. Ausgeruht war das allerdings nicht so schlimm und außerdem entdecke ich einige Fanbotschaften, die von der Tour de France übrig geblieben waren. Motivation. Eigentlich wollte ich davon ein Foto, was mir während der Fahrt aber nicht gelang. Zum Anhalten war die Straße leider zu groß und zu stark befahren.
Carcassonne enttäuschte mich etwas. Ich erwartete einen schönen Blick auf die mittelalterliche Festungsanlage. Aber nichts. Da hatte ich wohl blöd geplant. Ich ärgerte mich aber nicht lange. Machte mich stattdessen direkt weiter auf den Weg in Richtung Toulouse. Gedanklich brachte mich das auf ein Lied von Phillip Poisel: Bis nach Toulouse. Allerdings verwarf ich den Gedanken auch recht schnell wieder, weil Phillip in dem Lied mit dem Auto unterwegs ist. Ich fuhr Rad und das war so viel schöner. Und schöner war es auch, weil ich meinen Kanal wieder gefunden hatte. Damit war ich wieder auf autolosen Wegen unterwegs. Dafür traf ich auch wieder auf viele Radreisende. Die meisten mit deutlich mehr Gepäck als ich es hatte.
Kurz vor Toulouse fand ich am Kanal einen Imbiss. Hunger war da, also suchte ich mir was aus. Will es dann bestellen und bekam vom Besitzer ein „Wir haben geschlossen!“ zu hören. Hmpf. Also mal wieder nichts warmes. Stattdessen machte ich in der Stadt dann bei einem Bäcker halt. Kaufte mir ein Baguette mit Tomate und Käse, ein Stück Kuchen und was natürlich nicht mehr fehlen durfte: Cola. Und zudem hatte ich noch Glück: In dem Rückgeldautomat lag noch das Kleingeld vom vorherigen Kunden. Zack meins. Nahm ich natürlich mit.
Direkt vor der Bäckerei war ein kleiner Platz mit einigen Parkbänken. Dort setze ich mich und wollte mein Essen verdrücken. Doch wurde ich von einem jungen Franzosen angesprochen. Ihm gefiel mein Rad und er hatte einige Fragen zu meiner Tour und zu meinem Setup. Da er auch Englisch sprach, beantworte ich alle Fragen so gut wie ich eben konnte. So wurde die Pause ungeplant ein wenig länger.
Das Zentrum von Toulouse war dann irgendwie wieder sehr unspektakulär. Aber selbst wenn es etwas sehenswertes gegeben hätte, so hätte ich dafür wohl kein Auge gehabt. Ich hatte nämlich ein Problem. Für die Nacht hatte ich wieder ein Bed&Breakfast gebucht. Und der Vermieter schrieb mir gerade, das es keinen abgeschlossenen Stellplatz für mein Rad geben würde. Er schrieb sinngemäß: „Wir sind hier auf dem Land. Da Passiert nichts. Sie können ihr Rad ohne Sorge einfach draußen stehen lassen.“ Ich war unzufrieden. Fragte noch einmal nach und bekam nur eine patzige Antwort. Aber immerhin mit einer Stornomöglichkeit. Da ich allerdings nur noch 50km zu fahren hatte und es auf dem Land wenig Alternativen gab, hatte ich eigentlich keine Wahl.
Während der Fahrt überlegte ich mir bereits, welche Taschen vom Rad ab müssen. Für die Nacht war nämlich auch noch Regen vorhergesagt. Und ich überlegte mir, wie ich mein Rad am besten anschließen könnte. Über den Kanal an dem ich mich befand, konnte ich mich jedenfalls nicht so recht erfreuen.
Die letzten Kilometer ging es dann über eine kleine Landstraße und ich erreichte den Ort, in dem meine Unterkunft lag. Das Bed&Breakfast lag etwas außerhalb des Ortes auf einem kleinen Hügel. Ich fand es schnell, aber mit der Klingel hatte ich so meine Probleme. Keine da. Aber dann sah ich auf der Rückseite des Hauses eine große Glocke. Ich klingelte und suchte das Grundstück bereits nach einem Stellplatz für mein Rad ab. Vom Nachbarhaus kam ein Mann zu mir. Der Besitzer des Bed&Breakfast. Und zu meiner Überraschung sah er mein „Problem“ mit dem Rad plötzlich völlig locker. Er zeigte mir die Gästeküche und dort einen Platz an dem ich mein Rad abstellen sollte. Nicht draußen wohlgemerkt. Da habe ich mir also völlig umsonst den Kopf zerbrochen.
Ich bekam ein wunderschönes Zimmer. Mit bester Ausstattung. Am meisten freute ich mich über den Handtuchheizkörper im Bad. Denn ich fasste sofort den Entschluss, meine Klamotten zu waschen. Außerdem bekam ich für recht wenig Geld noch Abendessen. Der Herr kochte mir eine Suppe. Dazu gab es Brote mit Leberwurst und Kapern. Außerdem noch etwas Gemüse. Er zeigte mir noch alles für das Frühstück. In der Küche konnte ich mich an allem selbst bedienen, wann immer ich wollte. Für den nächsten Morgen gab es also auch kein Zeitproblem.
Jetzt im nachhinein kann ich sagen, das dieses Bed&Breakfast die beste Unterkunft auf meiner Reise war. Ironischerweise genau die, wo ich fast gar nicht hingefahren wäre. Fazit des Tages: Manchmal mache ich mir echt einfach zu viele Gedanken.
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