Wie am Vorabend befürchtet, gestaltete sich das Losfahren wieder etwas schwierig. Sprachliche Probleme, das Zimmer war zwar bezahlt, aber das bemerkten sie erst nachdem ich das auch sagte. Ich musste das Abendessen noch bezahlen. Das hätte ich zwar lieber direkt am Abend gemacht, aber das wollten sie nicht. Und ich musste irgendwie mein Rad aus dem Container befreien. Ging dann schlussendlich aber doch irgendwie. Ach und sie fragten, ob ich nicht doch noch Frühstück essen möchte. Nein, wollte ich nicht.
Ich hatte mir eigentlich ein Bäcker ausgesucht. Aber auch das fiel aus, weil ich am Vortag ja im Supermarkt war. Ich radelte ein zweites mal durch den Ort. Wieder an dem Supermarkt vorbei. Der war allerdings noch zu, da es zu früh war. Kaum war ich aus dem Ort heraus, fuhr ich direkt der Sonne entgegen. Ich konnte kaum was sehen. Die Landstraße war genauso leer wie die Stadt. Kein Verkehr.
Die Strecke war leicht hügelig, aber nicht mehr ganz so stark, wie am Tag zuvor. Insgesamt ging es nun mehr bergrunter als rauf. Aber ein paar kleinere, doch recht steile, Anstiege waren trotzdem dabei. In Chinon musste ich zum zweiten mal auf der Tour mein Rad schieben. Ich fuhr über den Fluss Vienne und überholte dabei auf der Brücke eine größere Radreisegruppe. Diese war sehr langsam unterwegs, die Brücke relativ klein. Der Überholvorgang dauerte also etwas.
Als ich vorbei war und wieder schneller fahren konnte schaltete ich direkt in einen großen Gang. Bog nach links ab und befand mich in einem Anstieg. Steilste Stelle etwa 15 Prozent Steigung. Da blieb mir dann nichts anderes übrig als schieben. Hinterher ärgerte ich mich etwas, weil der Track so eine typische Komoot Abkürzung war. Wäre ich nach der Brücke nach rechts gefahren, hätte ich den Berg auf der Hauptstraße hochfahren können. Und diese war nicht so steil.
Die darauf folgenden Kilometer waren dann wieder richtig schön. Durch Weinberge bei traumhaften Wetter. Hinunter ins Tal der Loire. Am Fluss gab es dann zwar keine so tollen Radwege wie an der Rhone, aber die kleine Landstraße direkt am Fluss war auch nicht schlecht. Zumal dort so gut wie kein Auto unterwegs war. Dafür waren hier wieder sehr viele Radfahrer unterwegs.
Mein nächstes Etappenziel war Tours. Mein Plan war es, mir dort etwas zum Mittag zu suchen. Meine Vorfreude war groß als ich das Ortsschild erreichte. Danach machte sich aber schnell Ernüchterung breit. Ich fuhr auf Radwegen an relativ großen Straßen durch den Ort, einen wirklich schönen Ort zum Mittag essen fand ich nicht. Ich sah einen Döner/Hähnchengrill. Ohne Sitzgelegenheit. Direkt an einer Hauptstraße. Ich fuhr weiter, in der Hoffnung noch etwas schöneres zu finden. Aber dann stand ich auch schon wieder am Ortsausgangsschild. Der nächste größere Ort Blois war relativ weit entfernt. Eigentlich zu weit, da ich ja bereits Hunger hatte. Aber umdrehen war auch keine Option. Also fuhr ich weiter.
In einen kleinen Dorf fand ich dann aber glücklicherweise eine Bäckerei. Mit einem komplizierten Kassensystem. Es gab 3 Schlangen: eine für Brot, eine für Kuchen und eine für … tja keine Ahnung das verstand ich nicht. Ich schaute mich um und stellte mich dort an, wo ich mit dem Finger auf die Ware zeigen konnte. Ich bestellte mir eine Quiche mit Tomaten und Käse. Sie sah nicht nur gut aus, sondern sie war auch echt lecker. Ich aß sie direkt vor der Tür der Bäckerei. Außerdem gab es mal wieder die gute Cola.
Nach der Pause ging es weiter in Richtung Blois. Obwohl ich den Ort nicht wirklich durchquerte, war er die absolute Überraschung der Tour. Ich fuhr auf der südlichen Seite der Loire. Der Ort lang an der nördlichen Seite. Ich sah eine alte Brücke, eine wunderschöne Kathedrale und dazu ein strahlend blauer Himmel. Es sah aus wie auf einer Bilderbuch Postkarte. Obwohl es nicht notwendig war, machte ich dort eine weitere Pause. Setzte mich und starrte einfach Löcher in die Luft. Den Moment musste ich genießen.
Der Track führte weiterhin parallel zur Loire. Auf kleinen Landstraßen. Der Fluss war immer mal wieder zu sehen. Erst kurz vor dem Hotel fuhr ich wieder auf einem Radweg. Direkt am Fluss. Und auch mal wieder an einem Atomkraftwerk vorbei. Diesmal sogar ein recht großes. Einige Teile davon sahen aber schon nicht mehr sehr vertrauenserweckend aus. Teilweise hatten die Kühltürme so einen Lost Place Look.
Mein Hotel für die Nacht lang in Meung-sur-Loire. Am nördlichen Stadtrand. Ein weiteres Ibis Hotel. Völlig unkompliziert und mittlerweile fühlte sich die Ausstattung der Zimmer sehr vertraut an. Mein Rad übernachtete in einem Holzschuppen vor dem Hotel. Am nächsten Morgen sollte es auch mal wieder ein richtiges Frühstück geben, denn das gab es im Hotel bereits am 6 Uhr. Und direkt neben dem Hotel befand sich ein italienisches Restaurant.
Dort ging ich hin. Ich entschied mich für eine große Pizza mit rohem Ei oben drauf. Fand ich spannend und kannte ich so noch nicht. Bei der Bestellung wurde ich darauf hingewiesen, das es neben der großen Pizza noch eine extra große gab. Ich sah wohl hungrig aus. Trotzdem nahm ich nur die große.
Durch den Restaurantbesuch verpasste ich an diesem Tag meine Karaoke Sendung im TV. Was allerdings nicht weiter schlimm war, denn am Abend fand ich im TV eine Sendung von einem Musikfestival. Beim Schauen fiel mir auf, das nicht ein einziger englisch sprachiger Song lief. Alle waren französisch. Wäre bei uns irgendwie undenkbar. Und mit diesem Gedanken schlief ich dann auch ein….