Ich wachte relativ spät auf. Hatte gut geschlafen und musste mich nun fast ein wenig beeilen. Ich wollte gegen 6:30 frühstücken, so das ich wieder gegen 7 Uhr losfahren konnte. Viel Zeit war also nicht. Aber ich freute mich mal wieder auf ein richtiges Frühstück, auch wenn diese in den Hotels meistens nur aus süßen Sachen bestand.
Nach dem Frühstück holte ich fix meine Sachen aus dem Zimmer und wollte mein Rad aus dem Holzschuppen befreien. Ich stellte mein Rad gegen einen Tisch und wollte gerade meine Sachen verstauen, als mich zwei Franzosen ansprachen. Zwei Monteure, die ebenfalls in dem Hotel übernachtet hatten. Sie wollten wissen woher ich kam und wohin ich noch fahren wollte. Wie üblich konnten die beiden allerdings wieder kein Englisch. Also unterhielt ich mich mit Händen und Füßen. Um die Sache etwas abzukürzen zeigte ich den beiden mein Handy mit meinem Track. Und sogleich schaute ich in staunende Gesichter. Die darauf folgende Frage war mir direkt klar: Sie wollten wissen, wie lange ich schon unterwegs bin. Und dann erklärten sie mir, das sie aus Marseille und Toulon sind. Angeblich 2 wunderschöne Städte, die ich beide nicht besucht hatte. Ich versprach, sie beim nächsten Mal zu besuchen.
Durch das Gespräch wurde es nichts mit dem pünktlichen Start. Ich kam erst 7:15 los. Aber das war mir schlussendlich auch egal. Schließlich hatte ich die Zeit gut investiert. In ein Gespräch das mir in Erinnerung bleiben wird.
Ich verließ das Hotel und fuhr erst einmal wieder durch Meung-sur-Loire. Wieder an die Loire zurück. Die Sonne schien, stand noch knapp über dem Horizont. Über dem Fluss hingen kleine Nebelschwaden. Das sah traumhaft aus. Ich hielt ein paar mal an um Fotos zu machen. Allerdings gelang es mir nicht im Ansatz die Stimmung einzufangen. Schnell erreichte ich Orleans, die erste größere Stadt für den heutigen Tag. Ich fuhr auf einer breiten Uferpromenade. Noch immer war ich fast allein unterwegs. Ein paar Radfahrer waren schon unterwegs. Fußgänger sah ich allerdings keine. Dann verabschiedete ich mich von der Loire. Der Flusslauf ging nun wieder leicht in Richtung Süden. Ich wollte aber weiter in Richtung Westen.
Ich fuhr über kleine Landstraßen und dachte ziemlich oft daran, das Paris nur weniger Kilometer nördlich von mir lag. Ein paar mal versuchte ich gar den Eifelturm am Horizont zu erblicken. Aber so nah, war ich dann doch nicht. Ich dachte viel an meine alternative Routenplanung, die mit dem Eifelturm als Ziel. Der Gedanke an den immer noch langen Rückweg war schwer. Ich versuchte mich mit kleinen Zwischenzielen zu motivieren.
Aber dann hatte ich etwas Pech. Die Straße, die ich befahren wollte war gesperrt. Eine Baustelle. Da man sich ja als Radfahrer meist doch irgendwie vorbeimogeln kann und weit und breit keine Alternative Strecke zu erblicken war, fuhr ich trotzdem weiter. Vorbei am ersten Sackgassenschild. Kein Problem, die Straße war super. Dann das zweite Schild. Immer noch war alles gut. Die oberste Schicht der Straße war abgefräst worden und der Asphalt etwas rau. Nach dem dritten Schild wurde es dann abenteuerlich.
Die Straße war zusätzlich mit einem Bindemittel besprüht worden. Optisch sah es aus, als wenn sich flüssiger Teer auf der Straße befindet. An meinen Reifen blieb nichts hängen. Also fuhr ich weiter. Aber einen Fuß wollte ich dort nicht auf den Boden setzen. Nach circa 2 Kilometern war dann ganz Schluss. Vor mir stand eine Straßenbaumaschine. Ich fuhr ins grün. Stieg ab und schob mein Rad vorsichtig dran vorbei. Einer der Bauarbeiter sprach mich an. Ich verstand zwar kein Wort, aber mir war klar das ich nicht auf den frischen unverdichteten Asphalt drauf soll. Ich sagte nur „Okay“ und schob mein Rad weiter. Kurz darauf konnte ich dann auch wieder fahren. Allerdings lag reichlich Splitt auf der neu gebauten Straße. Das war auch nicht wirklich angenehm.
Im nächsten Ort wurde es dann aber wieder besser. An einer einsamen Straßenkreuzung machte ich Pause. So ein wenig erinnerte mich der Ort an die Schlussscene von Cast-Away. Zwei gerade Straßen trafen sich im nichts. In alle 4 Richtungen ging es schnurgerade weiter. Am Straßenrand ein einzelner kleiner Briefkasten. Und ich mittendrin am trinken … natürlich wieder eine Cola. Meine Pause dauerte dort in etwa 10 Minuten und in der Zeit sah ich nicht ein einziges Auto.
Nach einiger Zeit erreichte ich Nemours und damit war eine weitere Teilstrecke (Ich hatte zu Hause die Gesamtstrecke in Teile a 200km Länge geschnitten) geschafft. Ich musste einen neuen Track laden und wollte zu Mittag essen. Die Stadt gefiel mir aber so gar nicht. Das Zentrum lag direkt an einer stark befahrenen Straße. Es gab keinen Imbiss, an dem ich mich hätte hinsetzen können. Also beschloss ich direkt weiter zu fahren und von meinen Reserven zu leben.
Das war aber wohl nicht die beste Idee, denn es folgte der anstrengende Teil des Tages. Es ging stetig hoch und runter. Dazu war es mittlerweile richtig warm. Die Sonne brannte und meine Wasservorräte neigten sich schnell dem Ende entgegen. Ich beschloss an der nächsten Möglichkeit etwas dagegen zu unternehmen. Aber es gab einfach nichts. Ich fuhr durch ein Dorf nach dem nächsten. Alle wirkten sehr verlassen. Ich trank meine letzte Cola.
Und ein Dorf später hatte ich dann Glück. Wie eine Fata Morgana erblickte ich einen Dönerimbiss. Ohne zu zögern hielt ich an und ging hinein. Da mir zum Essen zu warm war, entschied ich mich nur die die Randonneur-Brause. Die konnte ich mittlerweile auch schon auf französisch bestellen: „Deux Coca!“ Der Verkäufer grinste mich an. Als ich dann mit meiner Kreditkarte bezahlen wollte, erblickte er das ich aus Deutschland kam. Er fragte mich auf Deutsch aus welcher Stadt ich komme. Ich war ein wenig überrascht. Mitten in Frankreich auf einem kleinen Dorf ein „deutscher“ Dönerimbiss. Oder vielleicht doch nur eine Fata Morgana? Ich unterhielt mich noch eine Weile mit dem netten Mann. Er hatte vor einigen Jahren in Deutschland bei einem Imbiss gearbeitet.
Kurz darauf fand ich in Frankreich etwas, was ich vor einigen Jahren in Holland gesucht hatte: Hanffelder. Gedanklich fesselte mich das an mein erstes großes Bikepacking Abendteuer. An RATN. Den nicht enden wollenden Kampf gegen den Wind. Hier in Frankreich war es aber auch gerade nicht so einfach. Die Hitze und das wellige Profil kosteten auch gut Kraft. Ich traf auf die ersten Radwanderer des Tages. Allerdings war ich deutlich schneller unterwegs. Das fühlte sich gut an und motivierte mich. Ich war doch gar nicht so langsam wie es sich anfühlte.
Mein Ziel für den Tag lag an der Seine. Romely sur Seine hieß der Ort. Trotzdem sollte ich an diesem Tag den Fluss nicht sehen. Dafür fand ich das perfekte Hotel. Mein Rad durfte mit ins Zimmer. Hinter dem Hotel ein großer Supermarkt und davor ein Fast-Food-Restaurant. Nur das WLan funktionierte nicht so recht. Nur auf dem Flur konnte ich eine Verbindung herstellen. In meinem Zimmer war ich offline.
Ich ging zuerst in den Supermarkt. Meine Vorräte auffüllen. Obwohl der Laden wirklich riesig war, fand ich keine kleine Flasche Wein, die ich mit auf mein Zimmer nehmen konnte. Es gab zwar eine relativ große Auswahl, aber nichts mit Schraubverschluss. Alles nur mit Korken. Allerdings fand ich mein geliebtes Schildkrötenbier, welches ich aus einem Familienurlaub kannte, im Angebot. Im 6er Pack … eigentlich viel zu viel. Ich nahm es aber trotzdem mit.
Anschließend ging ich ins Fast-Food-Restaurant zu Abend essen. Burger, Pommes, dazu eine Cola. War okay. Aber nichts weswegen man dort noch einmal hinfahren müsste. Zurück im Zimmer machte ich mir den TV an. Mittlerweile wusste ich ja, wann auf welchem Sender etwas lief, bei dem ich wenigstens ein klein wenig verstehen konnte. Ich aß ein Paar Weintrauben und trank relativ schnell insgesamt fünf Schildkrötenbier aus. Und mit voller Blase schlief ich dann ein …
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